Der Fasching ist vorbei, die Fastenzeit beginnt, DER Zeitpunkt im Jahr, an dem man sich unter Umständen wieder besonders an der Nase nehmen möchte, um sich nicht alles zu gönnen, eine Ernährungsumstellung plant oder abnehmen möchte. Aber wie? Und wie gelingt es, die optimale Ernährung im Alltag unterzubringen. Gerade als Mama mit Kindern, die bekocht werden wollen, nicht immer einfach.
Eine die weiß wie’s geht ist Ernährungscoach Ursula Vybiral. Mit ihrer Easy Eating Methode und dem sympatischen Ansatz, dass Abnehmen nur mit Essen funktioniert, bietet sie Hilfe bei der Ernährungsumstellung an. Ich habe sie in ihrem Büro getroffen und mit ihr über ihre Methode, Intermittierendes Fasten und die falschen Vorbilder der Jugend gesprochen.
Was mir in ihrem Office zu allererst aufgefallen ist, Ursula hat die tollste Kochbuchsammlung ever! Von Donna Hay über Jamie Oliver bis zu Yotam Ottolenghi, herrlich! Am Tisch stehen bunte Blumen und farbenfrohe Stifte in einem Becher, in pinkfarbenen Lettern prangt der Schriftzug Easy Eating über ihrem Schreibtisch und eine strahlende Ursula begrüßt mich.
Ursula, du bietest individuelle Ernährungsberatung an. Was kann man sich unter deiner Easy Eating Methode, die du entwickelt hast vorstellen?
Liebe Isabelle, danke für die Einladung zum Interview!
Die easy eating Methode habe ich 2006 entwickelt. Es handelt sich hier um eine nachhaltige Ernährungsumstellung mit dem Schwerpunkt der Gewichtsreduktion und eben auch der Erhaltung des neu erlangten, leichten Körpergefühls. Wir alle wollen schlank werden und/oder es bleiben. Wir alle genießen gerne. Die meisten Menschen, die zu mir kommen, kennen entweder den Diätmodus oder den „Alles egal Modus“, besser noch bekannt als Fressmodus. Aber es gibt etwas dazwischen: Abnehmen funktioniert nur mit Essen. Sogar mit 3 Mal Essen am Tag.
Eat better not less. Das ist meine Devise. Das ist das, was ich meinen KlientInnen vermitteln möchte.
„Eat better not less!“
Wem kannst du helfen und was bietest du an?
Ich bin Ernährungsberaterin und darf nur gesunde Personen beraten. Das ist gewerberechtlich sehr streng geregelt. Aber es gibt genug gesunde Menschen, die meine Unterstützung benötigen. Für viele ist es so schwierig, aus ihren schlechten Gewohnheiten bessere zu machen und da komme dann ich ins Spiel.
Mein easy eating Konzept habe ich über die Jahre immer wieder weiter entwickelt, es entspricht den modernsten Ernährungsstandards. Doch meine Stärke ist es, dieses Konzept personalisieren zu können, also auf die jeweilige Person mit den jeweiligen Bedürfnissen maßgeschneidert anwendbar zu machen. So dass es vor allem familien-, alltags- und berufstauglich ist.
Ich habe dafür verschiedene Pakete geschnürt: Mein Premium Angebot ist die Königsdisziplin, hier nehme ich mir 3 Monate Zeit für die jeweilige Person und erarbeite einen genussvollen Weg in ein neues, leichteres Leben. Die Menschen nehmen ab und stellen dabei gleichzeitig ihre Ernährung um. Im Unterschied zu Diäten, bei denen man bloß eine Zeit lang die Kalorienzufuhr reduziert, ist eine Ernährungsumstellung ein Prozess, der eigentlich nicht endet, und das ist gut so.
Alle easy eating Starter erhalten beim ersten Termin ein Starterpaket, ein persönliches Booklet mit ausführlichem Ernährungsplan, ein Ernährungstagebuch und ein nachhaltiges Erhaltungskonzept sowie viele alltags- und familientaugliche Rezeptideen.
Bewusste Ernährung ist die bewusste Entscheidung: Ja, den Marillenfleck meiner Mutter bei der Sonntagsjause esse ich jetzt und Nein, das Malzkeks, das mit dem Kaffee serviert wird, lasse ich aus. Nicht mehr und nicht weniger. Doch genau das haben die meisten Menschen verlernt und ich darf ihnen dabei helfen, dieses „intuitive Essverhalten“ wieder zu erlangen.
Wie kam es dazu, dass du begonnen hast, dich mit der richtigen Ernährung zu beschäftigen?
Schon als junges Mädchen habe ich ständig irgendwelche Diäten gemacht. Ich war entweder gerade dünn oder dick. Meistens war ich unglücklich, denn wenn ich abgenommen hatte, konnte ich das neue Gewicht nicht halten. Wie auch? War es doch wieder nur eine Diät und nicht das Erlernen einer neuen Ernährungsweise. Dieses Hin und Her hat viele Jahre meines Lebens negativ geprägt. Das wollte ich unbedingt ändern. Da es damals kein Konzept zur Ernährungsumstellung gab, habe ich es selbst entwickelt.
Zuerst war ich über 15 Jahre im Marketing tätig, ehe ich mich beruflich anders orientiert hatte. Ich selbst habe mit dem Vorläufer meines heutigen Konzepts, schon mal mehr als 25 Kilo abgenommen und ich wollte diese Methode teilen. Ich bin ein Mensch, der gerne teilt und deshalb bin ich, wie man so schön sagt, umgesattelt und schließlich Ernährungscoach geworden. Mein Beruf macht mir große Freude, weil ich Menschen glücklich machen kann. Klingt pathetisch, entspricht aber der Wahrheit.
Das ist das Schönste an meinem Beruf: Menschen an ihr Ziel zu begleiten und zu erleben, wie stolz sie auf sich selbst sind. Und mit welcher Leichtigkeit und vor allem auch Sicherheit sie nun durchs Leben gehen. Die Sicherheit, dass dieser Erfolg bestehen bleibt, denn sie haben bei mir gelernt, wie sie dieses neue Gewicht erhalten können. Diesen Erfolg nimmt ihnen niemand mehr weg. Nicht mal sie selbst!
Was mir sehr gut gefällt, ist dein Ansatz „Abnehmen funkioniert nur mit Essen!“ Denn hungern tut sicherlich niemandem gut. Aber was soll man essen, um sich gut zu ernähren oder auch abzunehmen?
Die Antwort würde jetzt den Rahmen sprengen, aber ich versuche es kurz zusammenzufassen: Wichtig ist, dass man Essen nicht als Feind sondern als Freund betrachtet. Wir nehmen nur ab, wenn wir essen. Das klingt nach Platitüde, entspricht aber genau der Wahrheit. Menschen, die nicht frühstücken, die Light Produkte essen und 5 x am Tag ein bisschen etwas essen, nehmen schwer ab. Menschen, die auf Schoko und Wein verzichten, halten nicht lange durch. Umgekehrt bedeutet das, dass wir frühstücken sollen, dann auf Zwischenmahlzeiten verzichten, ein gutes Mittagessen und schließlich ein leichtes Abendessen genießen sollen. Gute Kohlenhydrate essen, frisch kochen, nicht auf Schoko und Wein verzichten. Zwischendurch intermittierend fasten. Und schon sind wir auf der sicheren Seite.
„Die kleinen Sünden sind wichtig!“
Gemeinsam mit Michaela Ernst hast du 2012 das Buch „Nasch dich schlank – warum die kleinen Sünden so wichtig sind!“ geschrieben. Hier macht sich sicherlich bei einigen Erleichterung breit. Aber wieviel Naschen ist ok?
Ja, die kleinen Sünden sind wichtig, denn auf der Langstrecke, der Ernährungsumstellung, müssen sie Platz haben dürfen. Eine Rippe Bitterschoko, ein Stück selbstgemachter Kuchen (Stichwort Clean Eating), 1-2 Gläser Wein oder Champagner, gerne auch täglich. Was und wie viel man täglich naschen kann, steht ausführlich im Buch. Gerne schicke ich ein PDF von diesem Abschnitt an alle, die es interessiert.
- Fotocredit: Kochbuch „Sonne, Mond&Cheesecake“ Café Himmelblau
Der Begriff des „Intermittierenden Fastens“ ist derzeit in aller Munde. Was hältst du davon und was kann man sich darunter vorstellen?
Ich halte sehr viel davon. Ich mache seit letztem Jahr eine zusätzliche Fortbildung zur ärztlich zertifizierten Fastenbegleiterin. Mich fesselt gerade dieses wichtige Thema. Ich selbst faste nach der 16/8 Regel. (Zusatz: Beim Fasten im 16 /8 Rhythmus geht es darum, täglich 16 Stunden am Stück keine Nahrung zu sich zu nehmen und nur in dem folgenden 8-stündigen Zeitfenster zu essen. Sprich zB um 20 Uhr das letzte Mal zu essen, nicht zu frühstücken und dann von 12 bis 20 Uhr wieder zu essen)
Diese ist leicht anwendbar für jeden von uns und ist auch genauso leicht zu integrieren. Ich höre zum Beispiel um 16:00 Uhr auf zu essen und esse erst wieder am nächsten Tag ab 8:00 Uhr Früh. Großartig! Ich schlafe besser, ich wache frisch und fröhlich und mit einem guten Appetit und großer Freude auf mein Frühstück auf. Und außerdem gleicht es die eine oder andere Sünde aus. Auch nicht schlecht. Man kann natürlich auch andere Uhrzeiten für sich wählen.
Bei der 16/8 Regel geht es einfach darum, dass man 16 Stunden fastet, ehe man wieder isst. Ich persönlich nehme aber gleich die Uhrzeit, also Fasten von 16:00 bis 8:00 am nächsten Tag. Wem das schwer fällt, am Abend nicht zu essen, der kann auch ab 20:00 Uhr mit dem Fasten beginnen, das Frühstück auslassen (Kaffee und Tee sind erlaubt) und um 12:00 Uhr wieder mit dem Essen beginnen. Allerdings ist die Variante 16:00 – 8:00 Uhr die effektivste, wenn man Gewicht reduzieren möchte.
„Intermittierendes Fasten ist leicht in den Alltag zu integrieren!“
Für wen ist deiner Meinung nach Intermittierendes Fasten geeignet?
Für jeden erwachsenen Menschen. Allerdings empfehle ich persönlich in meiner Funktion als Ernährungsberaterin nur gesunden Menschen zu fasten. Doch gibt es bereits viele Ärzte, auch Onkologen, die Fasten in ihre Therapie integrieren, weil sie, genauso wie ich, davon überzeugt sind, wie effektiv Fasten für den Heilungsprozess sein kann.
Was sind die Vorteile des Intermittierenden Fastens?
Fasten ist in Wahrheit kein Verzicht, sondern ein Gewinn. Fasten ist gesund. Der Körper kann sich regenerieren und auch in Ruhe Fett abbauen. Wir werden oder bleiben schlank und auch fitter. Und das alles ohne große Anstrengung. Außerdem ist es DAS Anti Aging Tool. Durch das kurzzeitige Fasten kann die Zellerneuerung länger anhalten und Körperzellen können sich regenerieren. Intermittierendes Fasten 16/8 hält uns also jung und bietet damit nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern auch Anti Aging-Effekte. Es trägt zu einer besseren Immunabwehr bei, zu Fettverbrennung und Muskelaufbau, lässt uns Gewicht reduzieren und steigert die Konzentration.
Wie kann ich mit Intermittierendem Fasten abnehmen?
Durch das verkürzte Zeitfenster, die 8 Stunden in denen die Nahrungsaufnahme stattfindet, ist es deutlich leichter in ein Kaloriendefizit zu kommen, das einen abnehmen lässt.
Ich faste beinahe jeden Sonntag ab 16:00 Uhr. Das funktioniert aber nur dann, wenn ich an diesem Tag richtig gut esse. Oft gehe ich auswärts essen in Verbindung mit einem Ausflug in die Wachau oder ins Burgenland. Aber meistens koche ich zu Hause für mich und meine Tochter oder für Gäste. Ich lade ein zum Late Lunch. Ich genieße das Essen, feiere das Leben und höre um 16 Uhr auf zu essen. Das geht ganz leicht, denn ich bin nicht nur richtig gut satt, sondern auch zufrieden. Dann trinke ich nur mehr Wasser und Tee und freue mich auf den Tatort. ;-)
Wie oft soll man es anwenden? Mache ich das täglich oder nur ab und zu?
Ich empfehle 1-2 Mal die Woche. Wenn man schneller abnehmen möchte, kann man intermittierend Fasten auch 3 Mal wöchentlich anwenden. Öfters bitte nicht. Sonst gewöhnt sich der Körper daran und das intermittierende Fasten ist kein „Fettstoffwechsel-Booster“ mehr.
Du bist selbst Mutter einer Tochter im Teenager-Alter. Wie geht ihr mit dem Thema Ernährung um?
Ein heißes Thema! Es ist nicht leicht für meine 16-jährige Tochter, eine Ernährungsberaterin als Mutter zu haben. Ich weiß, ich gehe ihr oft auf die Nerven, aber vor einem Jahr hat sie mir das Versprechen abgerungen, dass ich mich nicht in ihr Essverhalten einmische. Ich halte mich daran. Meistens. Glaube ich zumindest. ;-) Sie ist klug und vernünftig und natürlich habe ich sie auch geprägt mit dem, was wir zu Hause essen. Sie isst überwiegend gesund und manchmal eben nicht. Das ist okay. Das darf und muss auch sein dürfen.
Hast du den Eindruck, dass Instagram und durch Filter und Apps perfektionierte Körper und Gesichter, auf die Jugend von heute einen starken Einfluss haben? Wie kann man dem entgegen wirken?
Ja, das habe ich. Und das macht mich traurig und wütend zugleich. Viele Mädchen orientieren sich an Vorbildern, die keine Vorbilder sein sollten! Denn es ist nicht nur nicht erstrebenswert, 48 Kilo zu erreichen, sondern auch verdammt gesundheitsgefährdend.
Was wir Eltern tun können? Nur eines: Den Kindern Selbstwert, Selbstbewusstsein, Mut und Zuversicht zu vermitteln. Ein harter Job, ich weiß! Aber niemand hat gesagt, dass es leicht sein würde, einen Teenager in dieser Selbstfindungsphase zu begleiten. Übrigens haben Mütter von Söhnen ähnliche Probleme, auch die Burschen haben Druck, einem völlig überhöhten Bild entsprechen zu müssen. Bei den Mädchen ist es oft, noch dünner sein zu wollen, bei den Burschen, einen Sixpack haben zu müssen. Gleiches Thema.
„Viele Mädchen orientieren sich an Vorbildern, die keine Vorbilder sein sollten!“
Was möchtest du deiner Tochter in Bezug auf Körpergefühl und Ernährung mitgeben?
Dass Essen, wie schon oben erwähnt, nicht ihr Feind sondern ihr Freund ist. Sie soll essen, was ihr schmeckt. Clean Eating ist in jedem Fall besser, als der ganze E-Nummern-Mist, den man überall zu kaufen bekommt. Ich möchte ihr zeigen, dass es besser ist, sich einen Couscous Salat selbst zu machen, als einen fertigen zu kaufen. Sie soll Freude am Essen und am Kochen haben. Und wenn die Waage mal mehr zeigt als ihr lieb ist, wünsche ich mir, dass sie es akzeptiert und das Vertrauen hat, dass es auch wieder runtergeht. Ich wünsche mir, dass sie einen Sport findet, der ihr richtig Spaß macht. Und ich möchte ihr vermitteln, dass sie niemals eine Diät machen muss. Ich unterstütze sie gerne, bei allem was sie braucht. Vor allem wünsche ich mir für sie, dass sie sich mag, so wie sie ist, denn genauso ist sie wunderschön, innen und außen!
Liebe Ursula, danke für das Gespräch!
easy eating
Ursula Vybiral
Liechtensteinstraße 12
1090 Wien
Email: office@easyeating.at
Web: www.easyeating.at
Fotos: Ursula Vybiral, Tanja Hofer, Kochbuch „Sonne, Mond & Cheesecake“/Café Himmelblau
Schreibe einen Kommentar